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Jungvogel gefunden?

Während der Brutsaison werden immer wieder tatsächlich oder nur vermeintlich „elternlose“ Jungvögel gefunden. Viele besorgte Menschen nehmen an, dass alle diese Tiere völlig hilflos sind, und meinen, sie „retten“ zu müssen.

blaumeise spiegelfechter fensterpickenZaunkönig-Altvogel füttert Junges am Boden.
Originalfoto: © Tony Hisgett – Creative Commons, Namensnennung
In der Regel haben die Vogeleltern jedoch ein waches Auge auf ihre Jungen und versorgen sie – auch außerhalb des Nests und am Boden. Bei etlichen Arten gehört es sogar zum biologisch völlig normalen Verhalten, dass Jungvögel noch vor dem Flüggewerden das Nest verlassen.

Es ist also prinzipiell keine Herzlosigkeit, Vogelkinder genau dort zu belassen, wo sie sich befinden. Im Gegenteil, oft ist es das Sinnvollste, was Sie tun können.

Die wichtigsten Ausnahmen

Bedenken Sie vorher: Wer einen jungen Wildvogel aus der Natur entnimmt, übernimmt Verantwortung!

  • „Ästlinge“ („Nestflüchter“) an für sie gefährlichen Orten (d.h. gut befiederte und fast flügge Jungvögel, z.B. im Straßenraum oder auf einer Rasenfläche, wo Katzen umherstreifen) → Ins nächstgelegene sichere Gebüsch setzen. Ästlinge werden weiterhin von ihren Eltern versorgt, nur manchmal landen sie eben an ungünstigen Orten. Sie können die Tiere ruhig mit bloßen Händen anfassen, denn Vögel haben keinen sonderlich ausgeprägten Geruchssinn. Anschließend entfernen Sie sich bitte mindestens 15 Meter und beobachten in Ruhe, ob ein Elterntier auftaucht. Es kann durchaus sein, dass Sie eine Stunde warten müssen.
  • Aus dem Nest gefallene „Nestlinge“ (d.h. nackte oder nur gering befiederte Jungvögel) → Nest suchen und zurücksetzen. Falls das Nest zerstört wurde oder nicht auffindbar ist, in eine Vogelauffangstation bringen. Selbstaufzuchtversuche von Laien sind meist erfolglos.
  • Sichtbar verletzte Jungvögel (z.B. mit gebrochem Flügel) → Zu einer wildvogelkundigen Tierarztpraxis bringen. Im Normalfall müssen Sie dann für Behandlungskosten aufkommen (ggf. Einschläferung) und/oder sich um Weiteres kümmern (Auffangstation ausfindig machen und dorthin bringen).
  • Eindeutig verwaiste Jungvögel (d.h. beide Elterntiere ums Leben gekommen, nachvollziehbar z.B. durch Totfunde oder direkte Beobachtung) → In eine Vogelaufzuchtstation bringen.

Sie haben bereits einen Jungvogel mitgenommen. Und nun?

Sie sind unsicher, ob das überhaupt sinnvoll war? Bitte studieren Sie die →Notfall-Checkliste.

Wenn das Tier gut befiedert ist und grundsätzlich gesund erscheint, sollten Sie es zügig an den Fundort zurück bringen und dort idealerweise an erhöhter Stelle ins Gebüsch setzen. Die meisten Altvögel suchen ihre Jungen bis zu 24 Stunden lang. Beobachten Sie nach der Zurückbringen aus einer Distanz von mindestens 15 Metern, ob der Jungvogel entdeckt und gefüttert wird. Bitte warten Sie mindestens eine Stunde, ob dies geschieht. Jede erneute menschliche Annäherung kann die Zeit verlängern, bis sich Elterntiere wieder herantrauen.

Weitere Hinweise

Wertvolle Tipps bietet die Seite wildvogelhilfe.org.

  • In unserer Nachbarschaft unterhält der NABU Dortmund eine →Pflegestation für Wildvögel (nur Greifvögel, Eulen und Graureiher).
  • Adressen von Vogelauffangstationen finden Sie in der →bundesweiten Liste bei wildvogelhilfe.org und in der →NABU-Übersicht.
  • Der BfV selbst betreibt keine Auffangstation für Wildvögel. Bei Fragen können Sie sich jedoch an Herrn Drane wenden (Tel. 02331-87844).
  • Aktuelle Anschriften und Telefonnummern von Tierarztpraxen entnehmen Sie bitte dem Telefonbuch.